Kinderarmut schadet dem Körper und belastet die Seele

Kinderarmut schadet dem Körper und belastet die Seele

Arme Kinder leiden mehr an chronische Krankheiten und sind häufig dicker
Armut sieht man oft nicht auf den ersten Blick. Bild: pexels.com

Eine Umfrage unter Ärzten belegt: Kinder aus schlechten Verhältnissen sind häufiger krank – auch in Österreich.

Kinder aus armutsgefährdeten Familien leiden häufiger an chronischen Krankheiten als Kinder aus gut situierten Familien. Sie sind häufiger übergewichtig und leiden häufiger an mangelnder körperlicher Fitness sowie an psychosomatischen Symptomen. Das sind die besorgniserregenden Ergebnisse einer Befragung unter Ärztinnen und Ärzten zum Zusammenhang zwischen Kinderarmut und Kindergesundheit in Österreich.

Initiiert wurde die Befragung von der Volkshilfe Österreich und der Ärztekammer für Wien. An den Interviews nahmen mehr als 500 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen in Wien und Niederösterreich teil, ausgewertet wurden die Antworten vom Forschungsinstitut SORA. Gefragt wurden die Ärztinnen und Ärzte, wie sie die gesundheitliche Situation von armutsgefährdeten Kindern im Vergleich zu nicht armutsgefährdeten Kindern einschätzen und welche Maßnahmen sie für eine Sicherung der Kindergesundheit in Österreich für sinnvoll halten.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Knapp die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte nimmt in ihrer beruflichen Praxis wahr, dass Kinder aus armutsgefährdeten Familien häufiger Arztordinationen besuchen als Kinder, die in nicht armutsgefährdeten Familien aufwachsen. Eine deutliche Mehrheit beobachtet auch, dass sich armutsgefährdete Kinder weniger gesund und leistungsfähig fühlen.

Acht von zehn Befragten erkennen in ihrer täglichen Arbeit, dass Kinder aus armutsgefährdeten Familien häufiger an mangelnder körperlicher Fitness leiden. Diese Kinder leiden auch deutlich häufiger unter psychosomatischen Symptomen, wie zum Beispiel verminderter Konzentrationsfähigkeit, erhöhter Müdigkeit, Nervosität, Aggressivität oder depressivem Verhalten.

Es fehlt an Beratung und Aufklärung

Nahezu alle befragten Ärztinnen und Ärzte stellen die Tendenz zu häufigerem Übergewicht bei Kindern aus armutsgefährdeten Familien fest. Die Mehrheit der Befragten sieht darin vielfältige Ursachen, aber etwa jede/r dritte Befragte identifiziert die Ursache mit mangelnder Information über gesunde Ernährung einerseits und mit den höheren Kosten für gesunde Ernährung andererseits.

Sechs von zehn Ärztinnen und Ärzten beantworten zudem die Frage, ob Kinder aus armutsgefährdeten Familien häufiger an chronischen Krankheiten leiden, eindeutig mit ja. Chronischen Erkrankungen bei Kindern vorbeugen kann man aus Sicht der Befragten einerseits durch mehr Beratung der Eltern und Bewusstseinsbildungsprogrammen an Schulen, wie zum Beispiel mit Kursen zu gesunder Ernährung. Andererseits hält auch knapp die Hälfte der Befragten eine ausreichende finanzielle Ausstattung von armutsgefährdeten Familien für notwendig, um chronischen Krankheiten vorzubeugen.

Gefragt, was es braucht, um Kindergesundheit für alle in Österreich zu sichern, wurden von den Ärztinnen und Ärzten vorrangig Beratung und Aufklärung genannt, darunter eine bessere Beratung und Aufklärung der Eltern, mehr Aufklärung zu Gesundheit, Bewegung und Ernährung allgemein, verstärkte Aufklärung und Präventionsarbeit in Schulen und Kindergärten sowie mehr Bewegungs- und Sportprogramme.

Neben dem Ausbau der Beratung dreht sich ein zweites Ideenbündel um Maßnahmen, die direkt oder indirekt mit finanziellen Ressourcen zusammenhängen: eine bessere finanzielle Unterstützung und soziale Absicherung der Familien, kostengünstigere gesunde Ernährung, wie zum Beispiel die gesunde Jause als Angebot der Schulen, Ganztagesbetreuung der Kinder sowie kostenfreie Therapien und kostenfreie Freizeitangebote. Als weitere Maßnahmen werden der Ausbau von medizinischen Einrichtungen und die Aufstockung von medizinischem Personal, wie zum Beispiel mehr Kinderärzte, sowie die Ausweitung der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung vorgeschlagen.

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