Genau das soll die sogenannte digitale Patientenakte möglich machen. Viele sprechen von ihr als einem der wichtigsten Schritte in der Digitalisierung unseres Gesundheitswesens. Doch was steckt eigentlich dahinter und wie fühlt sich das für uns als Patienten an?
Alles auf einen Blick- auch für Patienten
Die Idee der elektronischen Patientenakte, kurz ePA, ist im Grunde einfach. Alle medizinischen Informationen, die Patienten betreffen, werden an einem Ort digital gespeichert. Dazu gehören Befunde, Laborwerte, Impfungen, Medikationspläne, Röntgenbilder und Krankenhausberichte sowie alles andere, was früher in dicken Papierakten in verschiedenen Praxen und Kliniken abgelegt wurde. Der große Vorteil dabei ist, dass du als Patient jederzeit selbst Zugriff darauf hast. Über eine App deiner Krankenkasse kannst du mit einem Login deine Gesundheitsdaten einsehen, verwalten und sogar entscheiden, welche Ärzte welche Informationen sehen dürfen. Das bringt ein neues Gefühl von Kontrolle über den eigenen Körper und das Gesundheitswesen sowie das Vertrauen, dass in Notfällen schnell die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.
Ärzte können besser arbeiten
Vielleicht kennst du das, du wechselst den Hausarzt oder bekommst von einer Fachpraxis einen Termin und musst erst einmal alle alten Unterlagen zusammentragen. Wenn du Pech hast, sind manche verloren gegangen oder gar nicht mehr leserlich. Die ePA soll genau das verhindern. Denn wenn alle Behandelnden auf dieselben, stets aktuellen Informationen zugreifen können, wird die Behandlung sicherer und effizienter. Und die Auswirkungen sind groß. Doppeluntersuchungen lassen sich vermeiden, Wechselwirkungen bei Medikamenten werden besser erkannt und langwierige Erklärungen werden überflüssig. Selbst wenn es sich dabei nur um Sodbrennen handelt! Die digitale Patientenakte macht Schluss mit dem Rätselraten im Behandlungszimmer.
Das sensible Thema Datenschutz
Natürlich wirft so ein zentrales System auch Fragen auf. Wer kann was sehen? Wie sicher sind meine Daten? Und was passiert, wenn ich nicht möchte, dass bestimmte Informationen gespeichert werden? Das Bundesgesundheitsministerium betont, dass der Datenschutz bei der ePA oberste Priorität hat. Niemand darf ohne deine ausdrückliche Zustimmung auf deine Daten zugreifen, nicht einmal die Krankenkasse selbst. Du entscheidest, ob du die Akte nutzen willst, welche Dokumente dort landen und wer sie sehen darf. Kritik kommt trotzdem immer wieder auf, etwa von Datenschützern, die auf mögliche Sicherheitslücken oder Missbrauchspotenzial hinweisen. Doch wie bei allen digitalen Entwicklungen gilt auch hier: Sicherheit ist nie absolut, sie kann aber durch klare Regeln, Transparenz und technische Standards sehr hoch gehalten werden.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Die digitale Patientenakte ist längst nicht perfekt. Noch sind viele Arztpraxen nicht vollständig angeschlossen, nicht alle Patienten wissen überhaupt, dass es sie gibt, und auch die Bedienung der Apps könnte intuitiver sein. Und doch ist sie ein Anfang. Ein Anfang für ein Gesundheitssystem, das vernetzter, moderner und vor allem menschlicher funktionieren soll. Denn je besser Informationen fließen, desto individueller und passender kann die Behandlung aussehen. Gerade für chronisch kranke Menschen, für ältere Personen mit mehreren Fachärzten oder für junge Familien, die den Überblick über Impfungen, U-Untersuchungen und Notfälle behalten müssen, kann die ePA eine echte Erleichterung sein.
Vertraue auf Fortschritt, mit Augenmaß
Vielleicht fühlt sich der Gedanke an so viel digitale Transparenz erst einmal ungewohnt an. Aber wenn wir die Kontrolle über unsere Gesundheitsdaten behalten und gut informiert mitentscheiden dürfen, kann die digitale Patientenakte mehr sein als nur ein neues Verwaltungssystem. Sie kann zu einem echten Werkzeug werden, das uns in unserer Selbstfürsorge unterstützt. Und sie zeigt, dass auch im Gesundheitswesen Digitalisierung kein kalter Prozess ist, sondern einer, der unser Leben einfacher und sicherer machen kann.
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